Nachrufe auf Erasmus Schöfer

*4. Juni 1931 in Altlandsberg, † 7. Juni 2022 in Köln

Traueranzeige der Familie

Erasmus Schöfer 2010 in einer Rede in Berlin: »Die große Stille, die trotz der ungeheuerlichen Zumutungen der herrschenden Krisenverbrecher weiterhin im Land zu beobachten ist, muss nicht heißen, dass die Narkotisierung der Bevölkerung endgültig ist.« Trotz aller politischen Rückschläge, die er in seinem Leben erdulden musste, blieb Schöfer Zeit seines Lebens voller Hoffnung auf Veränderung. Nachruf des Verbrecher Verlags und des Dittrich Verlags

Einmal saß ich auf einem Podium, Anlass war ein sozialistisches Pressefest, und man besprach Aussichten auf Sorgen, Krieg und Unrecht, bis die Blicke im Publikum glasig wurden und viele die Köpfe senkten. Da stand dort unten Schöfer auf und stellte die erste Frage: „Gut, und was machen wir dagegen?“ Es war das Motto seines Lebens. Nachruf von Dietmar Dath in der FAZ

Er war also unbeugsam dem gesellschaftlichen Falschen gegenüber und wurde nicht müde, diesem eine stets erneuerte Praxis und eine Vision des Richtigen entgegenzustellen. Diesen Optimismus einer inneren Notwendigkeit behielt er bis zuletzt. Nachruf von Enno Stahl in Jacobin

Er war zunächst einmal ein wunderbarer Mensch: auch im hohen Alter sehr neugierig, sehr offen, sehr kritisch… Die Bücher sind voller funkelnder Edelsteine der Poesie. Ilija Trojanow in einem Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur

Manches trennte uns, aber um das, was uns trennte — viel war es nicht –, war stets das Geschenkband der Dialektik geschlungen. Wir wussten, dass wir beide uns irren konnten … Diese Offenheit, diese stetige Rückverwandlung von Beton in Sand, Kies und Mergel und Wasser, diese Offenheit dem Neuen gegenüber, dieser Wunsch gegebene Ansichten zu zerlegen und zu prüfen, waren ihm ganz eigen. Das fröhliche, ja frohe, Gesicht, die wachen Augen und das Lächeln. So behalte ich ihn in Erinnerung. Nachruf von Leander Sukov

Eigensinn, Geradlinigkeit, Unbestechlichkeit – dafür stand Erasmus Schöfer wie kaum eine*n andere*n im Literaturbetrieb. Er schrieb bis zuletzt, bezog Stellung und kümmerte sich wenig um die Vermarktbarkeit seiner Werke. Nachruf des Fritz-Hüser-Instituts und der Kulturbetriebe Dortmund

Ich glaube, keiner hat so politisch bekennend die Geschichte der westdeutschen Linken, ihre Arbeit und auch ihre Niederlagen von 1968 bis zum Ende des „realen Sozialismus“ so beschrieben wie er…. Ich glaube, für ihn war Literatur und auch das Hörspiel vorher immer ein Ort der Wahrheitsfindung und der Erkenntnis. Er hat wirklich daran geglaubt, … dass man mit Literatur die Welt besser machen kann. Wolfgang Schiffer im Gespräch in WDR3 Resonanzen

Kaum einem anderen deutschsprachigen Schriftsteller war der Elfenbeinturm so fern und das reale Leben der hart arbeitenden Bevölkerung so nah wie dem Kölner Romancier, Theater- und Hörspielautor Erasmus Schöfer.  Nachruf von Emmanuel van Stein im Kölner Stadt-Anzeiger

Mit Blick auf das Werk des Philosophen und Schriftstellers, des Mythenkenners und Lustmenschen, klingt diese Mitteilung [die Todesmeldung] fremd. Sie ist es auch, wendet man den Blick von der Vergänglichkeit zum Bleibenden: seinem umfangreichen und vielseitigen Werk. Schöfers künstlerisches Gewissen drängte nach dem überragenden literarischen Werk, mit der gleichen Nachdrücklichkeit verlangten darin politische Arbeit und lebbare Wirklichkeit ihren Platz. Nachruf von Rüdiger Bernhardt in der UZ – unsere zeit

Wie seine Protagonist*innen in seinem großen Zeitroman »Die Kinder des Sisyfos« ließ er sich nie entmutigen. Noch Monate zuvor war er bei Demonstrationen dabei, ein Kämpfer für den Frieden und gegen alle Unbill des Kapitalismus, im Herzen ein schreibender Revolutionär. Nachruf von Heinz Weinhausen in Contraste Juli/August 2022 (Bild des Artikels)

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