Szenische Lesung in Berlin zum Gedenken an Erasmus Schöfer (1931-2022)

Am Freitag, dem 6. Oktober 2023, fand im Mehringhof in Berlin eine szenische Lesung zum Gedenken an den Schriftsteller Erasmus Schöfer statt. Der Verleger Volker Dittrich moderierte, die Schauspielerin Aila Ben Franken und der Schauspieler Timo Ben Schöfer rezitierten aus Werken Schöfers, der Klarinettist Jan Hermerschmidt improvisierte dazu. Die Veranstaltung der Kinder des Sisyfos – Freundeskreis Erasmus Schöfer e. V. in Zusammenarbeit mit dem Buchladen Schwarze Risse war ein schöner Erfolg: Rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ließen sich darauf ein, zusammen mit Erasmus und den drei Akteuren den Weg der Veränderung zu beschreiten.

Erasmus Schöfer, geboren bei Berlin, promovierter Philosoph, prägte in den 1970er Jahren den Werkkreis „Literatur der Arbeitswelt“ maßgeblich mit und organisierte Schreibwerkstätten für Arbeiterinnen und Arbeiter. Er schrieb Hörspiele, Theaterstücke, Gedichte, Essays, Erzählungen. In den 2000er Jahren entstand sein Hauptwerk, die Zeitroman-Tetralogie „Die Kinder des Sisyfos“ (mit den Bänden „Ein Frühling irrer Hoffnung“, „Zwielicht“, „Sonnenflucht“ und „Winterdämmerung“). Dort erleben wir als Leserin oder Leser die politischen Gespräche und persönlichen Tragödien eines linken Geschichtslehrers, eines Gewerkschafters, eines linken Journalisten, einer Kostümbildnerin, einer griechischen Aktivistin und anderer Figuren im Westdeutschland (und Griechenland) der Jahre 1968-1989 mit – vor dem Hintergrund der Kämpfe gegen Notstandsgesetze und Springerpresse, gegen Berufsverbote, um eine selbstverwaltete Fabrik, gegen das Atomkraftwerk Wyhl am Kaiserstuhl, gegen Ausbeutung in Athen, gegen Umweltverschmutzung in Düsseldorf, gegen die Startbahn West in Mörfelden-Walldorf, gegen die Stilllegung des Stahlwerks Rheinhausen. Gekreuzt von einem Rückzug auf die Insel, einer Familientragödie, vielen Liebesfreuden und -leiden. Alles aus erster Hand erzählt und gestaltet von einem Mann, der diese inneren und äußeren Kämpfe aktiv miterlebt und mitgestaltet hat, deshalb vom westdeutschen, später gesamtdeutschen Literaturbetrieb links liegen gelassen wurde.

Die Veranstaltung wurde mit freundlicher Unterstützung des Fraktionsvereins Die Linke und des Bundestagsabgeordneten Matthias W. Birkwald durchgeführt.

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